Weniger und ältere Menschen prägen die Entwicklung vieler Regionen. In Ostdeutschland ist diese Entwicklung flächendeckend zu beobachten. 2035 kommt in Sachsen-Anhalt auf einen Erwerbstätigen ein Nicht-Erwerbstätiger (Kinder und Senioren). Die Reduzierung weiterer Abwanderung und die Förderung von Zuwanderung sind kurzfristige Steuerungsmöglichkeiten. Aber beide Aspekte setzen eine flächendeckend verbesserte Infrastruktur und Daseinsvorsorge voraus.
Nur wenige Menschen wandern zurück in die Region ihrer Jugend und viele EU-Ausländer wandern nach kurzer Zeit weiter in andere Bundesländer. Die Einwanderung aus Drittstaaten oder die Integration Geflüchteter wird aber nur halbherzig und ohne stimmige Integrationspolitik betrieben. Wichtig für die Auswahl von Migrationszielen sind soziale Einbettung, berufliche Perspektiven sowie die Qualität von Kulturangeboten, städtischem Erscheinungsbild und Daseinsvorsorge vor Ort – Aspekte, die sich durch die Zentralisierung von Verwaltungen, Schulschließungen und eine kommunale Finanzierung nach Einwohnerzahl verschlechtern.
Der Wandel wird das Verhältnis von Städten und Umland, aber auch die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen im ländlichen Raum massiv beeinflussen.
Die praxisbezogene Forschungsreihe „anKommen – willKommen“ besteht aus aufeinander aufbauenden Projekten. So wurden in Hettstedt Ansätze sozialer Integration, in der Lutherstadt Wittenberg berufliche Integrationsmöglichkeiten und in einem Projekt der Städte Hettstedt und Lutherstadt Eisleben administrative Rahmenbedingungen untersucht.
Ziel der vom Zentrum für Sozialforschung Halle e. V. (ZSH) konzipierten Projektreihe ist es, spezifische Bedingungen des demografischen Wandels in ländlichen und kleinstädtischen Räumen zu untersuchen, um regional verankerte Demografie- und Migrationsstrategien zu entwickeln. Es geht dabei vorrangig um Konzepte und praktische Lösungsansätze zur Anwerbung und Integration ausländischer Fachkräfte. Mit den Publikationen von Handbüchern (siehe Publikationen) wollen wir anderen Kommunen Anregungen liefern und sie zum Nachahmen ermuntern.
Die Studienreihe wurde am 18.10.2019 mit dem Bundespreis für Nachhaltigkeit in der Kategorie Gesellschaft ausgezeichnet: https://nachhaltigkeit.bvng.org/bundespreis-nachhaltigkeit/